Das „Gasthaus zum Anker“ blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Laut mündlicher Überlieferung wurde das Hauptgebäude um 1650 als Postwechselstation erbaut.
Eine erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1752, als Adam Gottschalk als Ankerwirt genannt wurde. Über Generationen hinweg blieb das Gasthaus in der Familie Gottschalk, bis es 1829 an Friedrich Huber verkauft wurde, der auch das Gasthaus „Zum Rebstock“ in Tiengen betrieb.
Bis ins 19. Jahrhundert spielten Poststationen wie der „Anker“ eine zentrale Rolle:
Alle 15–30 km wurden Pferde gewechselt, damit Kutschen ihre langen Strecken bewältigen konnten.
Die Gasthäuser dienten nicht nur Reisenden, sondern Händlern, Geschäftsleuten und Einheimischen als Treffpunkt.
Hier wurden Neuigkeiten ausgetauscht – eine Art „frühes soziales Netzwerk“.
Mit der Entwicklung von Eisenbahn und Automobil verloren viele Poststationen ihre Funktion. Doch der „Anker“ blieb – er wandelte sich zu einem traditionellen Gasthaus und sozialen Zentrum. Hier fanden Vereinsgründungen und Feiern statt, darunter 1904 der Geburtstag von Kaiser Wilhelm II., der vom Musikverein Tiengen begleitet wurde.
Über die Jahre wechselte das Gasthaus mehrfach die Besitzer, darunter:
Johann Jenne (1859)
Friedrich Frick (1898)
Familie Semler (1962–1979)
Jean-Claude & Maria-Theresia Fritz (1979–1990)
Seit 1990: Christa & Michael Julier
Unter ihrer Führung erlebte das Gasthaus mehrere Modernisierungen, um den zeitlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Heute steht das „Gasthaus zum Anker“ vor einer neuen Herausforderung: Die dringend benötigte Sanierung. Ziel ist es, das Gebäude als lebendiges Denkmal und sozialen Treffpunkt zu erhalten.